Wegen des gewaltigen Flächenverbrauchs lobt sich die DB oft und gerne damit, dass sie ja Ausgleichsflächen schaffen würde. Hierzu ein paar Anmerkungen:

  1. Das ist keine freiwillige Leistung und schon gar kein Beleg für ökologisch verantwortliches Handeln. Es ist schlicht gesetzlich vorgeschrieben. Verloren gegangene Natur muss andernorts wieder hergestellt werden.
    Die DB betreibt, wenn sie so argumentiert, billiges Green-Washing.

  2. Verantwortlich für die Durchführung ist der Verursacher, die Kontrolle erfolgt durch die genehmigende Behörde.
    Die Kompensationsmaßnahmen werden allerdings häufig nur ungenügend oder gar nicht umgesetzt. Das beklagt der LBV seit Jahren.
    Verursacher ist die DB Fernverkehr AG, das Planfeststellungsverfahren wird durchgeführt durch das Eisenbahnbundesamt…

  3. Nach Möglichkeit sollen die Ausgleichsflächen in unmittelbarem räumlichen Zusammenhang stattfinden und eine naturschutzrechtliche Aufwertung sein. In Ausnahmefällen darf stattdessen sogar eine Geldzahlung geleistet werden.
    Der Reichswald ist groß. Der Flächenbedarf für das ICE-Werk ebenfalls. Ausgleichsflächen werden also nicht hier in der Nähe sein können, sondern beispielsweise bei Röthenbach/Peg., Altdorf, Postbauer-Heng oder Roth. Vielleicht sogar bei Kalchreuth. Man weiß es halt nicht. Der Schaden durch die Abholzung wird aber hier bei uns zu spüren sein. Das ist sicher.

  4. Der Ausgleich muss dauerhaft erfolgen, mindestens aber für 25 Jahre.
    Ein Teil der Ausgleichsflächen für den Ausbau der A6 liegen auf dem Muna-Gelände. Dort also, wo die DB ihr Werk bauen möchte. Und die Wiederaufforstung dort hat Stand letztes Jahr noch nicht einmal begonnen…

Der vielleicht wichtigste Punkt ist, dass Grund und Boden nicht vermehrt werden können. Deshalb ist der Begriff Ausgleichsflächen „zu schaffen“ irreführend. Was passiert also? Bestehende Flächen werden zu Ausgleichsflächen erklärt. Das können Wiesen, Wälder oder Ackerflächen sein. Dass versiegelte Flächen der Natur zurückgegeben werden, wird wohl nicht passieren. Das heißt im Klartext, dass es nach dem Bau des ICE-Werks unweigerlich mehr versiegelte Fläche geben wird, also vorher. Ein Ausgleich findet nicht statt! Und welcher Mehrwert soll das sein, eine Wiese zu einer Ausgleichsfläche zu erklären? Oder Ackerland?

Die DB hat noch nicht einmal erklärt, wo sie für die drei Standorte Ausgleichsflächen sieht, wem sie gehören und wie sie entstandene Schäden dort zu kompensieren gedenkt. Aufforstung von Wiesen oder Ackerland? Das würde Jahrzehnte dauern und wäre kompletter Unsinn.

Andreas Teichert

Dieser Artikel kann man nachlesen:

Mitteilungsblatt Wendelstein+Schwanstetten – Weihnachtsausgabe 2022 (seifert-medien.de)

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