Erneut Politiker zu Gast auf der Muna
Am Mittwoch, 04.01.2023, versammelten sich gegen 10.00 Uhr Vertreter der Bürgerinitiative Reichswald-bleibt vor dem westlichen Muna-Tor, um erneut ihren Protest gegen das umstrittene Bahnprojekt ICE-Werk auf der Fläche des ehemaligen US-Militärgeländes oder im Jägersee-Forst kund zu tun. Aber auch um für weitere Unterstützung bei den heutigen Gästen der Bahn, wie den Abgeordnete der Grünen MdB Sascha Müller, MdL Verena Osgyan und anderen zu werben.
Tatsächlich kam es auch zu einem längeren Gespräch vor dem Muna-Tor mit Carsten Burmeister, dem Projektleiter der Bahn. Die Bürgerinitiative ergriff die Gelegenheit, Herrn Burmeister Fragen nach dem aktuellen Stand der Planung und Ergebnissen zu den Untersuchungen hinsichtlich der Kampfmittel auf der Muna zu stellen. Hier sind Herrn Burmeisters Antworten:
Die Frage, ob derzeit der Bau/die Erweiterung einer Autobahnausfahrt von Nürnberg kommend für den Fall des Baus auf der Muna geplant sei, verneinte Herr Burmeister. Sollte dies erfolgen, auch nach dem Bau eines Werkes, zöge das nämlich weitere Rodungen im Bannwald nach sich.
Die geplante Öffnung der Bunker, die die BI als auch der Bund Naturschutz kritisch bezüglich einer dort eventuell schlafenden geschützten Fledermauspopulationen sieht, sei noch nicht erfolgt, ist jedoch weiterhin geplant.
Auf die Frage unsererseits, warum die DB bei Anfragen an Herrn Burmeister persönlich bezüglich schon länger vorliegender Gutachten über die Muna nicht mit offenen Karten gespielt hätte, entgegnete Herr Burmeister, diese Fragen wären ihm so nie gestellt worden. In die Diskussion, dass hier Aussage gegen Aussage stehe, mischte sich dann MdL Verena Osgyan ein und bemerkte, dass es sehr wohl auch für sie (gemeint war wohl für sie als Politikerin oder ihre Partei) nicht einfach war, Unterlagen und Gutachten bezüglich der Muna einzusehen. Frau Osgyan bekräftigte dann vor Herrn Burmeister noch einmal, dass sie weiterhin für den Bannwaldschutz einstehen werde. Zusammenfassend lässt sich auch aus Sicht der BI sagen, dass weder die DB, noch die BIMA oder anderen Stellen, es uns als Laien, die sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit für den Bannwaldschutz engagieren, leicht gemacht hatten, an Unterlagen über die Muna zu gelangen.
Eine weitere Frage an Herrn Burmeister bezog sich auf die Gefahren für die Bevölkerung, die durch eine Kampfmittel-Räumung der Muna rund um den Sarkophag für ein ICE-Werk entstehen können. Denn in einem vor kurzem erst in der breiten Öffentlichkeit publik gewordenen Gutachten zur Muna seitens des bayrischen Umweltministeriums hieß es, im Brandfall dürfe auf der Muna eine Löschung wegen der dort lagernden Kampfmittel nur über den Luftraum erfolgen. Eine DB muss aber für den Fall des Baus auf der Muna einen Zeitplan einhalten, der es unvorstellbar macht, dass Bauarbeiten nur im Winter, bzw. nur zu Regenzeiten erfolgen werden, um höchste Sicherheit zu gewährleisten. Was, wenn bei den zeitlich eng geplanten Bauarbeiten durch Explosionen Brände entstehen oder gar der Giftgas-Sarkophag mit dem tödlichen Senfgas beschädigt wird? Was, wenn das auch noch in Dürre-Sommern der Falls sein sollte und sich Waldbrände, die mit nur 17 zur Löschung aus der Luft in der Lage befindlichen Einheiten in ganz Bayern, nicht mehr vor den Wohngebieten in Feucht und Wendelstein oder dem Nürnberger Stadtrand/Langwasser stoppen lassen? Herr Burmeister waren diese Wenn-Fragen nach der Sicherheit der Bevölkerung in der Region zu konstruiert und er verwies darauf, dass erst die Untersuchungen auf der Muna abgeschlossen sein müssten, erst die Muna auch wirklich als Standort gewählt worden sein müsste, erst dann würde man an einem Sicherheitskonzept arbeiten. Aktuell existiere keines. Dass die Bahn jedoch derzeit plant ihre Gleise bis zu 60m nah an den Giftgas-Sarkophag heranzubauen, egal ob von der Muna oder dem Jägersee-Forst aus, diese Auskunft konnte er der BI geben. Des Weiteren bejahte er die Frage, ob denn in den aktuell untersuchten Testfeldern Kampfmittel gefunden worden seien.
Die Gefahr bezüglich einer für ein ICE-Werk zu erfolgenden Räumung der im Boden befindlichen Kampfmittel führte uns dann wieder einmal erneut zu der Frage, ob denn die Bahn nun eine Räumung des Giftgasbunkers in Betracht ziehe. Hier lauert ja die eigentliche Gefahr für die Bevölkerung in Form von Senfgas und anderen Nervengiften, die dort nach dem 2. Weltkrieg entsorgt wurden. Ob es den Deal, mit dem viele Kommunalpolitiker geliebäugelt hatten und mit dem sie um Zustimmung zum ICE-Werk in ihren Gemeinden anfangs geworben hatten, noch gibt? Denn dieser Bunker müsste aus unserer Sicht zuerst geräumt werden, bevor man überhaupt daran denkt, andere explosive Kampfmittel zu räumen, die den Sarkophag gefährden könnten. Auf diese Fragen antwortete Herr Burmeister diesmal erstaunlich klar und offen, dass die Bahn nur die Bereiche entmunitionieren wird, die sie von der BIMA kauft und bebaut. Den Sarkophag werde sie nicht bebauen, also „ist der Sarkophag Sache der BIMA!“, so Herr Burmeister wörtlich. Und wie fürsorglich die sich in den letzten 70 Jahren um das Problem gekümmert hat, ist ja bekannt. Unterm Strich der Rechnung steht nun also endgültig für die Bevölkerung in der Region fest: Die Bahn will sich mit der Macht des staatlichen Großkonzerns über schützende Umwelt- und Naturgesetze hinwegsetzen, sie nimmt sich das, was sie brauchen kann und wertvoll für uns ist, nämlich unseren Bannwald. Zurück lässt sie uns mit der BIMA und einem weiterhin real existierenden Giftgas-Problem im Sarkophag!
Damit reiht sich das Schmierentheater um das ICE-Werk im Raum Nürnberg in die traurige Reihe von vielen anderen Bahn-Großprojekten ein, bei denen der Bevölkerung Transparenz, Mitspracherecht, Vorteile oder gar Rücksichtnahme in der Umsetzung vorgegaukelt wurden. Hinterher, hier sogar noch währenddessen, stellt man fest, dass alles nur Lug und Trug mit Augenwischerei war, um die Leute vor Ort dann mit einem Scherbenhaufen und Verlust ihrer Sicherheit und Lebensqualität zurück zu lassen. Fraglich ist nach dieser nun sonnenklaren Aussage Herrn Burmeisters, ob sich so mancher Kommunalpolitiker im Werben für ein Projekt auf der Muna damals vor den Karren eines Großkonzerns hätte spannen lassen, als diese noch meinten, sie könnten mit der Bahn auf Augenhöhe verhandeln und uns für den unersetzlichen Verlust des Bannwaldes mit Arbeitsplätzen und Räumung eines Giftgas-Sarkophags besänftigen. Hätte Herr Burmeister sich auf seiner Informationstour durch die Gemeinden mit dieser klaren Aussage von Anfang an vor die betroffenen Bürger gestellt, hätte er den Menschen viel Zeit, Diskussionen, ja sogar Spaltungen erspart. Nun, man hätte es ahnen können, denn Herr Burmeister sprach öffentlich immer nur eisern davon, dass er „eine Räumung der Muna für möglich halte.“ Auf das Wort Sarkophag ließ er sich nie festnageln….
Abschließend sei berichtet, dass er die Frage, ob die Bahn noch andere Baugebiete außer die drei im Raumordnungsverfahren befindlichen in Betracht ziehe, mit einem klaren „Nein!“ beantwortete. Für die DB gäbe es keine Alternativen, auch nicht das Hafengelände. Man strebe an, je nach Ausgang des Raumordnungsverfahren der Regierung und den Ergebnissen zur Räumbarkeit der Muna, definitiv auf einem der drei Standorte zu bauen. Aber welcher es letztendlich werde, sei ja immer noch offen.
Deswegen gilt es nun, für den Schutz beider Bannwaldgebiete, Muna und Jägersee-Forst, gemeinsam mit unseren Kommunalpolitikern einzustehen und die DB nicht mit diesem unredlichen Verhalten durchkommen zu lassen. Unser Bannwald muss für kommende Generationen als Klimaschutz in der Größe, die er nach etlichen Beschneidungen noch hat, erhalten bleiben. Und der Sarkophag? Ja, um den müssen wir uns kümmern, die gefährlichen Kampfmittel beseitigen lassen und die Fläche des Bunkers dann wieder aufforsten. Das wäre schon immer Aufgabe der BIMA gewesen! Unseren Bannwald aber sollten wir nicht als billiges Bauland an die Bahn verscherbeln lassen!
Danke DB… für nichts!
Sabine Kronmeister
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