https://www.bild.de/regional/nuernberg/nuernberg-news/bahn-prueft-standort-fuer-ice-werk-wie-viel-sprengstoff-liegt-hier-81765206.bild.html

Am 29.10.2022 veröffentlichte BILD einen Artikel über die Begehung der Muna am Tag zuvor. Einige Aussagen können nicht unwidersprochen bleiben. Dort heißt es „Für eine klimafreundliche Verkehrswende braucht es eine moderne Bahn mit top gewarteteten Loks.“ Stimmt prinzipiell, aber darum geht es in dem Projekt nicht. Es sollen ICE-Züge von bis zu 400 m Länge gewartet und repariert werden. Deshalb auch der immense Platzbedarf. Wenn es nur um Loks ginge, würde wesentlich wenige Fläche benötigt. Beispielsweise am Hafen in Nürnberg, aber das ist ein anderes Thema.

Weiter im Text: „Und irgendwo muss das Werk halt hin.“ Eine leere Phrase, die auch noch zwei Denkfehler enthält. Erstens kann von „müssen“ keine Rede sein. Das hieße ja, dass die Mobilitätswende an sich oder zumindest der geplante Deutschlandtakt der DB davon abhinge, dass ein zusätzliches (!) Instandhaltungswerk entstünde. Das ist nicht der Fall.

Und zweitens soll ein Werk nicht „irgendwo“ gebaut werden, sondern dort, wo es gebraucht wird und dabei möglichst wenig Schaden für Mensch und Natur entsteht. Für die Entscheidung muss es objektive und nachvollziehbare Kriterien geben. Dass der Auswahlprozess in diesem Fall intransparent und nicht nachvollziehbar ist, hat u. a. der Kreistag bereits vor längerem parteiübergreifend festgestellt und einen Neustart gefordert. Im übrigen bedeutet „irgendwo“ nicht automatisch Muna, Jägersee oder Harrlach! Dort würde definitiv mehr Schaden angerichtet, als Nutzen gestiftet.

„Die Gegner argumentieren mit Naturschutz.“ Das ist nur der eine Teil. Mindestens ebenso wichtig ist der Schutz der Menschen: gereinigte und gekühlte Luft, ausreichend und sauberes Grundwasser, Vermeidung von Lärm und Lichtverschmutzung, Naherholungsraum erhalten. All dies würde massiv ge- bzw. zerstört und würde die Lebensqualität hier bei uns drastisch senken. Wir leben umgeben von mehreren Autobahnen, die stark ausgebaut wurden und noch immer werden. Wir tragen also bereits viele Lasten, die mit unser aller Mobilität zusammenhängen. Aber jetzt reicht es!

„Wenn auf dem Muna-Gelände das ICE-Werk gebaut wird, dann würde vorher der giftige Boden saniert.“ Schön, wenn es denn so wäre… Nein, die DB hat mehrfach erklärt, nur die tatsächlich benötigten Flächen fertig geräumt erwerben zu wollen. Ein Räumungskonzept des gesamten Geländes gibt es nicht. Das haben wir bei der Eigentümergesellschaft BIMA und der DB mehrfach nachgefragt. Und selbst wenn, dann müssen dafür bestehende Waldflächen gerodet werden, um an die unter der Erde liegende Munition und den Sprengstoff heranzukommen. Diese müssen methodisch erfasst und fachgerecht von Spezialisten entsorgt werden. Das gilt umso mehr für den Giftgas-Sarkophag, in dem tödliches Kampfgas vergraben ist. Und selbstverständlich muss die dann entstandene Brachfläche wieder aufgeforstet werden. Mit einem Wort: Die Räumung des Geländes ist ein eigenes Projekt, das Jahrzehnte benötigt. Und ob dies während des mehrjährigen Baus und dem späteren Betrieb des Werks überhaupt möglich wäre, darf ernsthaft bezweifelt werden. Eine Bodenversiegelung mit Gebäuden und Gleisen ist keine Sanierung und weder „Win-win“, noch vernünftig, wie BILD behauptet.

Andreas Teichert

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