Kurz nach zehn Uhr morgens, Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, nasskalt, windig. Die anderen sind schon da, haben den Stand aufgebaut und Gespräche geführt. Die Polizei kommt. Alles in Ordnung, wir sind ordnungsgemäß angemeldet, machen keinen Krawall und sind friedlich. Zufrieden fahren sie wieder.
Wir sprechen Passanten an und bieten Informationen zum aktuellen Stand der Dinge. Dem abgeschlossenen Raumordnungsverfahren und den Entscheidungen der Regierung von Mittelfranken und wie´s weitergeht. Weiß man nix weil die Bahn noch damit beschäftigt ist, das Gebiet, das sie auserkoren hat, erst noch auf (Nicht-)Tauglichkeit wegen Sprengstoff und Granaten untersuchen muss. Macht man normalerweise vorher…
Die Menschen hasten ob des miesen Wetters meist vorbei. Einige bleiben stehen und wir kommen ins Gespräch. Ich stelle fest, dass das ICE-Werk nach wie vor ein großes Thema ist. Die meisten finden es „Wahnsinn“ oder „vollkommenen Quatsch“, den Wald zu roden und Natur zu zerstören. Immer noch hoffen Viele darauf, dass das Gelände geräumt wird. Leider gibt es hierzu keinerlei Signale des Bundes als Eigentümer und die DB fühlt sich nicht zuständig. Verweist sogar auf das Grundgesetz, wonach die Bundesrepublik für die Beseitigung von Kriegsüberbleibseln verantwortlich sei. Unbestritten, aber das heißt doch nicht, dass sich ein Konzern das Gelände zum Spottpreis unter den Nagel reißen kann und Nutzen daraus ziehen!?
Erstaunlich viele Menschen wollen „was tun“, unterschreiben. Haben es dann in erfreulicher Zahl unter Aufnahmeanträge für den Verein „Reichswald bleibt e. V.“ getan und setzen damit ein Zeichen und zeigen Unterstützung. Sehr erfreulich, das hätte ich so nicht erwartet.
Auch zeigen viele Menschen weiteren Informationsbedarf und wünschen sich, dass die lokalen und regionalen Politiker klarer zeigen, wie ihre Position ist.
Kritische Stimmen gab´s natürlich auch. Ein Passant hastet an mir vorbei und nach ein paar Metern ruft er mir zu, dass er sich wünsche, das Werk würde gebaut weil viel Nachhaltigkeit dabei wäre. Läuft weiter. Ist okay, ich will niemanden überzeugen, sondern in Ruhe Argumente vortragen und jede/r kann sich seine/ihre eigene Meinung bilden. Kein Problem für mich, übrigens, wenn es eine andere ist, als meine.
Ein anderer stand unserem Protest zunächst nicht sehr wohlwollend gegenüber. Es entstand trotzdem (oder gerade deshalb?) ein interessantes Gespräch. Er beklagte sich über Blockierer und dass Großprojekte von Wenigen verhindert würden, Umwelt-/Klimaschutz wäre ihm zu abstrakt. Vielem kann ich zustimmen. Wir haben uns sehr respektvoll voneinander verabschiedet und er hat sogar den Flyer mit den Argumenten mitgenommen. Habe mich sehr gefreut und mache weiter mit. Weil´s wichtig ist. Nicht nur für mich.
Andreas Teichert
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