Auf Einladung des Vereins „Reichswald bleibt e.V.“ fand am 19.05.2022 in der gut besuchten Röthenbacher Schwarzachhalle eine Informationsversammlung zum geplanten ICE-Werk statt.

Anstelle der kurzfristig erkrankten Vorsitzenden Barbara Dorfner begrüßten die Stellvertreter Friedrich Zeller und Andreas Teichert. Erfrischend lebhaft führte Julia Strohmaier durch die Veranstaltung.

Den Anfang machte Tilo Kefer, der einen Rückblick über die Aktivitäten der Bürgerinitiative gab. Wichtig war und ist, dass Allianzen gebildet wurden, denn für die drei drohenden Standorte gibt es viele Gemeinsamkeiten und gegenseitige Unterstützung der drei Bürgerinitiativen und des Bund Naturschutz´hilft allen.

Eine kurzweiliger Rückschau auf verschiedene Aktionen seit dem Herbst letzten Jahres sorgten für so manche gute Erinnerung. Was damals sicher so noch nicht absehbar war, ist, dass es gelungen ist, über den lokalen Raum hinaus, Interesse zu finden und das Bewusstsein für die drohenden Gefahren zu steigern. Sei es im Bayerischen Rundfunk Fernsehen oder in persönlichen Treffen mit Bundestags- und Landtagsabgeordneten verschiedener Parteien oder bei einer Kreistagssitzung.

Sehr lebhaft und unterhaltsam bei aller Ernsthaftigkeit auch der Beitrag von Georg Spiegel, der ein paar der Highlights noch einmal Revue passieren ließ. Ganz Unterschiedliches wurde noch einmal in Erinnerung gerufen: Die Unterschriften-Übergabe an den Regierungspräsidenten in Ansbach, den beschilderten Rundgang im Jägersee-Forst, der sehr eindrucksvoll die Dimension eines ICE-Werks inmitten des gesunden Waldes aufzeigt oder auch die Signale, die wir von unserem Ministerpräsidenten empfangen haben. Mögen sie Wirkung zeigen.

Im krassen Gegensatz dazu steht die DB und deren Verständnis von „Dialog. Kurz: eine einzige Enttäuschung, bestehend aus nicht eingehaltenen Zusagen, dem konsequentem Verweigern von Kommunikation mit den Bürgerinitiativen, einer geradezu fahrlässigen Ignoranz realer Gefahren des Giftgas-Sarkophags und des mit Kampfmitteln und Munition verseuchten Muna-Geländes, das Nicht-zur-Kenntnis-nehmen von Gemeinde- und Kreistagsbeschlüssen bis hin zum unseligen Hin-und-Her bei der Prüfung des alternativen Geländes am Hafen.

Friedrich Zeller stellte dann die Notwendigkeit, einen Verein als Rechtsperson zu gründen dar. Bewusst niederschwellig organisiert, also beispielsweise ohne verpflichtenden Mitgliedsbeitrag soll er helfen, durch eine möglichst große Mitgliederzahl noch mehr Gehör bei Politikern und Behörden zu bekommen. Als gemeinnützige Organisation kann ein Verein auch finanzielle Mittel durch Spenden generieren, was Privatpersonen in einer Bürgerinitiative nicht so einfach möglich ist.

Hannes Bartes, ein pensionierter Gutachter und ausgesuchter Experte für Bahntechnik mit jahrzehntelanger Erfahrung, zeigte gleichermaßen leidenschaftlich und technisch fundiert auf, dass die möglichen Nachteile noch viel mehr und größer sind, als von der DB zugegeben. So betrifft das Thema Lärm nicht nur die bekannten Hupen-Tests, sondern auch peitschenartige Knallgeräusche beim Betätigen elektrischer Schalter, Arbeitslärm, Maschinengeräusche der stehenden Züge und die sehr lauten Quietschgeräusche, wenn die Züge die Wendeschleife durchfahren. All das ist beileibe nicht so still und geräuschlos, wie es die DB Projektleitung immer wieder weiß machen will. Sein Fazit: Ein ICE-Werk an an einem der drei Standorte wäre deplatziert. Nicht überflüssig, das ist ein wichtiger Unterschied. Besonders eindrucksvoll auch seine Schilderungen als Zeitzeuge der Katastrophe in der Muna bei den verheerenden Explosionen und den damit verbundenen großräumigen Evakuierungen wegen Giftgas-Alarms.

Anschließend führte Andreas Teichert die Zuhörer durch das Thema des Raumordnungsverfahrens. Dieses bietet uns allen die Möglichkeit, durch Einwendungen direkten Einfluss zu nehmen. Er gab Tipps zum Aufbau, zur Argumentation und auch konkrete Formulierungsvorschläge. Die Bewertungskriterien der Behörde sind festgelegt durch Landesentwicklungsprogramm Bayern und den Regionalen Entwicklungsplan Nürnberg. Dort werden in allgemein verständlicher Sprache die Ziele der Landesentwicklung festgelegt: Senkung des Flächenbedarfs, Bewahrung von Natur und Ökologie, Schutz von Naherholungsgebieten, Klimaschutz, Schaffung von Naturschutzgebieten um nur einige zu nennen.

Abschließend zeigte Sabine Kronmeister konkrete Beispiele als Grundlage für Einwendungen: gesetzlich geschützter Bannwald, die unkalkulierbaren Gefahren des Giftgas-Sarkophags, die drohenden Klimaverschlechterungen (v.a. durch Hitze und Trockenheit, fehlende Luftreinigung), die Zerstörung des Naherholungsgebiets rund um den Jägersee und die damit verbunden Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, Artenschutz bedrohter Tierarten, Wald als Wasserspeicher, Lärmschutz gegen Autobahnen.

Gewohnt sachlich und inhaltlich fundiert verlief dann auch die Frage-/Antwort-Runde, wobei besonders eine Anmerkung aus dem Zuhörerkreis mehr als nachdenklich macht. Wenn, und das ist nur eine Frage der Zeit, der Giftgas-Sarkophag undicht wird und hochgradig giftige bzw. tödlich wirkende Gase ausströmen, müsste, wie 1946 geschehen, die Bevölkerung evakuiert werden. Dies würde sicher auch für das Klinikum Nürnberg Süd gelten, was aber eigentlich genau in diesem Fall die Versorgung von Verletzten sicherstellen müsste.

Die gezeigten Folien und viele weitere wichtige Dokumente finden sie hier auf unsere Homepage.

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